Handwerkliche Reflexionen

Handwerkliche Reflexionen

Bereits seit über einem halben Jahr schreibe ich regelmäßig Meinungsbeiträge und Kommentare auf TTalkingpoints. Selbst verfasst, mit Bordmitteln. Jedoch bin ich kein Schriftsteller und maße mir nicht an, je einer zu werden. Stattdessen habe ich eine treffendere Bezeichnung für mich gefunden: Texte-Maurer.

Silbe für Silbe baue ich meine Satzkonstruktionen, nehme den ersten Stein, lege einen zweiten wieder zur Seite, prüfe den dritten von allen Seiten. Langsam, mühsam arbeite ich mich nach oben, zeilenweise. Trete ich einen Schritt zurück, so bemerke ich Unebenheiten, die – ich schwöre! – von Nahem unsichtbar gewesen waren. Es beginnt ein hektischer Prozess des Umschichtens und Austauschens, rasch, bevor der frisch angerührte Mörtel der Erinnerung erstarrt und den Makel auf Dauer fixiert.

Ein andermal lege ich, ganz in mich versunken, Stein auf Stein; die Mauer wächst schnell, vielleicht zu schnell, und plötzlich werde ich gewahr, wie fahl das Licht ist, das in den Raum fällt; wie duster, wie trostlos die Wand mir entgegen starrt. Herrje, da fehlt ja das Fenster im Raum! Hermetisch, so ganz ohne Öffnung, ohne jede atmosphärische Verbindung hinaus ins Vertraute, wird niemand mein Gebäude gern betreten.

Also zurück auf Anfang: Ein Teilabriss ist unumgänglich. Was bleibt danach? Der Boden voller unansehnlicher Fragmente, darunter manch Liebgewonnenes, das wieder zu Staub zerfiel. Verwertbar allenfalls wenige Bruchstücke aus fünf, vielleicht sechs Steinen, welche, passgenauer als der Rest, der Wucht der Abrissbirne widerstanden. Sie werden – cut & paste – auf Halde gelegt, um vielleicht später, hier oder anderswo, neue Verwendung zu finden.

Wenn sich der Raum dann nach Tagen, Wochen, fertig verputzt und besenrein präsentiert, geschieht nicht immer, aber oft, das Wunder: obwohl der Grundriss simpel und die Architektur nüchtern ist, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Handwerklich solide, jedenfalls für einen ungelernten Maurer wie mich. Hie und da noch kleine Ausbesserungsarbeiten, dann steht es da: das nächste Zimmer in meinem persönlichen Blog-Haus. Sicher kein Weltereignis, doch allemal behaglich genug, um ohne Scham Freunde darin empfangen zu können.

Was zählt: mein Fundament ist stabil. Denn dieses gründet tief, ist vielfach bewehrt, und wird mit einer austarierten Mischung aus Druckfestigkeit und Flexibilität den Stürmen der Zeitläufte trotzen.

So hoffe ich.

 

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